Schenkenberger
Gewerbeausstellung
1. bis 3. September 2023

„Alles begann im Bären-Stübli“

Schinznach Dorf   Schega-Pionier Andreas Zulauf verkaufte Skis im Restaurant Bären und gab den Anstoss zur Gründung des Gewerbevereins Schenkenbergertal

Vom 1. bis 3. September 2023 findet in Schinznach Dorf die elfte Ausgabe der Schenkenberger Gewerbe-Ausstellung „Schega“ statt. Andreas Zulauf erzählt, wie alles begann – mit einem Ski-Verkauf im „Bären-Stübli“.

 

„Meine Idee war es, in ungezwungener Atmosphäre mein Ski-Sortiment zu präsentieren“, erzählt Andreas Zulauf, der Ende 1970 in Schinznach-Dorf sein Sportgeschäft gegründet hatte. Mitte 70er-Jahre veranstaltete Zulauf daher in der Vorweihnachtszeit einen viertägigen Ski-Verkauf im „Stübli“ des Restaurant Bären. „Im Sortiment hatte ich alle grossen Marken wie Atomic, Kästle, Kneissl oder Spalding. Auch etliche Schweizer Ski-Marken wie Authier, Rebell, Roth oder Streule waren sehr beliebt.“ Die Ski-Aktion im Bären-Stübli lief erfolgreich. „Die Besucher erhielten einen gelben Bon und konnten diesen im Restaurant gegen einen Kafi einlösen“, erinnern sich auch Ursula und Fritz Amsler, 38 Jahre lang (1980 bis 2018) Wirte-Paar im „Bären“.

Weil der Ski-Verkauf im Bären gut ankam beim Publikum, waren bald auch andere einheimische Gewerbetreibende interessiert an einer Teilnahme. Mit Radio TV Senn (Margrit Isenschmid), dem Teppich- und Vorhanggeschäft von Uschi und Wolfgang Bieske sowie dem Coiffeur-Salon von Max Zulauf entstand Ende der 70er-Jahre eine Art Schinznacher „Mini-Gewerbeschau“ im „Bären“. Diese Geschäfte präsentierten ihre Angebote im „Bären-Säli“ im oberen Stock des Restaurants. Die Amslers gewährten gern Gastrecht.

 

1984 fand die erste „Schega“ statt

Unter Federführung und grosser Inititaive von Teppich- und Vorhang-Profi Wolfgang Bieske entstand die Idee, im Tal einen Gewerbeverein zu gründen. „Man wusste ja gar nicht, was wir alles für spannende Gewerbetreibende und Unternehmen hatten und haben im Tal“, berichtet sich Andreas Zulauf. 1983 fand die Gründungs-Versammlung des Gewerbevereins Schenkenbergertal statt. Als erster Präsident amtete Coiffeur Max Zulauf. Ein Jahre später, 1984, folgte bereits die erste offizielle „Schega“. Diese Schenkenberger Gewerbe-Ausstellung fand in der Aula und Turnhalle des Oberstufen-Schulhauses statt. „Von Anfang an hatten wir einen grossen Erfolg – beim Publikum kam die Gewerbeschau sehr gut an“, erzählt „Schega“-Pionier Andreas Zulauf. 1987 folgte bereits die zweite Ausgabe der „Schega“. Seit 1991 findet die Gewerbe-Ausstellung im Vier-Jahres-Rhytmus statt.

 

Was mit einem Ski-Verkauf im „Bären-Stübli“ begann, hat sich zum Top-Event im Schenkenbergertal gemausert: „Die Gewerbe-Ausstellung ist alle vier Jahre ganz klar ein gesellschaftlicher Höhepunkt im Tal. Ein Ort, wo man sich trifft - Sehen und Gesehen werden gehören natürlich dazu“, unterstreicht Daniel Streit, OK-Chef der „Schega23“ nicht ohne Stolz.  Die Vorbereitungen für die kommende und elfte Gewerbe-Ausstellung, die vom 1. bis 3. September 2023 im Gartencenter Zulauf stattfindet, sind angelaufen. Erwartet werden 90 Aussteller aus der ganzen Region – auch Gewerbler aus angrenzenden Gemeinden wie Auenstein, Villnachern oder Wildegg machen bei der Schega traditionellerweise mit. Das OK der „Schega23“ rechnet für die dreitägige Gewerbeschau mit mehr als 10`000 Besucherinnen und Besuchern.

 

Schenkenberger Loipe und Skilift-Pläne

Zurück zu den Skis: Andreas Zulauf spurte in den 70er-Jahren für seine Kundschaft mit einem Schneemobil im Winter sogar eine eigene Langlauf-Loipe. Diese war rund drei Kilometer lang und lag unterhalb der Gislifluh. In diese Zeit (1974) fiel auch die Gründung des Ski-Clubs Schenkenbergertal, in dessen Vorstand Andreas Zulauf ebenfalls längere Zeit aktiv war. „Es gab sogar Pläne, im Schenkenbergertal einen Skilift zu bauen.“  Fritz Amsler alias „Bäre-Fritz“, der seine Lehr- und Wanderjahre im Hotels in Klosters, Flims und  Grindelwald absolvierte, erinnert sich noch gut: „Zuerst dachte ich ja: Wo wollen die auch Skifahren hier?“ Aber der Club organisierte Car-Fahrten in die Berge – oft nach Hospenthal im Kanton Uri. „Jemand vom Ski-Club telefonierte vor der Rückfahrt in den „Bären“ und kündigte an, wieviele „Schnipos“ wir fürs Rangverlesen vorbereiten sollten.“

 

Zweimal an der Schega dabei

Andreas Zulauf war 1984 und 1987 als Aussteller an der Schega mit dabei. 1990 gab er sein Sportgeschäft schweren Herzens auf: „Damals lagen die Hypozinsen bei 9 Prozent und mehr“, berichtet Andreas Zulauf, der frisch ein Haus mit Ladengeschäft gebaut hatte. Zudem verschlechterte sich das Umfeld: Die grossen Warenhäuser begannen ebenfalls, Skis zu verkaufen und in den Ski-Orten wurden immer häufiger Mietskis angeboten.“ Schega-Pionier Andreas Zulauf war später im Vertrieb für den französischen Spirituosen-Konzern Pernod-Ricard tätig. „In meinem besten Jahr verkaufte ich mit meinem Team in der Schweiz mehr als eine Million Flaschen vom Litchi-Schaumwein `Café de Paris`“. Dafür lud ihn der Produzent an die Film-Festspiele nach Cannes ein. „Ich musste mir extra einen Frack zulegen.“ Damit dürfte Schega-Pionier Andreas Zulauf bis heute der erste und einzige Schenkenbergertaler sein, der an den Film-Festspielen in Cannes über den roten Teppich lief.

 

Am Stammtisch des Bären, heute mit Umsicht von Silvia und Markus Spicher geführt, schwelgen Andreas Zulauf und das ehemalige Wirte-Paar Ursula und Fritz Amsler in alten Erinnerungen. „Eigentlich verrückt, was aus einem Ski-Verkauf im Bären-Stübli alles entstand.“  Ein paar der alten Latten hat Zulauf als Erinnerung aufbewahrt: „Die Authier-Skis waren meine Favoriten.“

Die Schega-Pioniere

Fritz und Ursula Amsler (ehemaliges Wirte-Paar), Schega23-OK-Chef Dani Streit und Andreas Zulauf mit historischen Skis im Bären-Säli.

FOTO und TEXT: ERIK SCHWICKARDI